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ein Blitz einschlug und das Feuer der Begeisterung zu hellen Flammen anfachte. Die alte Hoffnung der Polen auf Frankreichs Untersttzung steigerte die Kampflust. Da erschien im October 1830 ein Befehl des Kaisers, das polnische Heer auf den Kriegsfu zu setzen. Man frchtete, da dasselbe als Vorhut gegen Frankreich verwandt, und Polen von russischen Truppen besetzt werden sollte. Die Verschworenen, der Be-vlkerung der Hauptstadt gewi, beschlossen die Ausfhrung
ihres Planes.*)
Zwar hatte man eine dunkle Kunde von der Verschwrung, und der Grofrst Konstantin war nicht ohne Warnung geblieben. Am 29. November Abends sechs Uhr wollte man losschlagen. Die Russen waren in der grten Sorglosigkeit. Whrend ihre Offiziere sich in Theatern oder in Gesellschaften befanden, und die Soldaten in den Kasernen sich selbst ber-lassen waren, hatte der Grofrst Konstantin den Abend in seiner gewohnten Umgebung auf seinem Lustschlosse Belvedere heiter begonnen, ohne die mindeste Gefahr zu ahnen, als sich pltzlich das Ungeteilter entlud. Die Verschworenen hatten die Rollen bertheilt; ein Theil hatte die Ermordung des Vice-knigs, ein anderer die Erstrmung des Zeughauses, ein drit-ter die berrumpelung der Kaserne bernommen. Das An-znden eines am Ende der Stadt gelegenen Brauhauses sollte das Signal fem. Unter dem Rufe: Tod dem Tyrannen!" strzten gegen zwanzig Verschworene nach dem Belvedere, tdteten den Viceprsidenten und einen General, der dem Grofrsten hnlich sah, und wollten schon in Constantms Gemach dringen, als dieser durch die Geistesgegenwart seines Kammerdieners gerettet ward, der die Thr verriegelte und seinen Gebieter in einer Dachkammer in Sicherheit brachte. Constantin, von dem Vorfall aufs uerste erschreckt, verlie auf geheimen Wegen das Schlo und die Stadt. Whrend die Verschworenen die Rettung Constantms als ein Unglck ansahen, scheiterte auch die Entwaffnung der russischen Re-gttnenter, die sich vor ihren Kasernen in Schlachtordnung auf-gestellt hatten. Aber die Hauptsache, die Erstrmung des
*) Wie unvorsichg man dabei verfuhr, beweist der Umstand, da am Lustschlosse des Grofrsten ein Zettel angeschlagen ward: ,.Bon Neujahr an zu vermiethen!"
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Constantms
457
Mann zusammen, denen das neutrale England und Amerika Waffen und Material lieferte. In Paris hatte sich ein un-geheurer Eifer fr die Vertheidigung entwickelt, und fast jedes industrielle Institut war in eine Waffen- oder Munitions-fabrik oder sonst in ein Etablissement zur Vertheidigung um-gewandelt worden. Neben allen diesen kriegerischen Rstungen gingen die Pariser ihren gewohnten Vergngungen nach und lieen sich in ihrer Siegeszuversicht nicht beirren.
Die Befestigung der jetzt mit einer Belagerung bedrohten Weltstadt -Paris zerfllt in die innere Umwallung und die ueren Forts. Der Plan zu letzterer wurde im Jahre 1840 unter der Regierung Louis Philipps vom Ministerium be-schlssen und ungeachtet der heftigen Opposition der Kammer, welche meinte, da sie mehr gegen die revolutionre Bevlke-rung von Paris, als gegen den ueren Feind gerichtet sei, in den nchsten Jahren vollzogen (vgl. Xvi.).
Die innere Befestigung umgiebt die Hauptstadt in einem Umfang von 7 Stunden mit Wall und Graben. Die Ring-mauer ist mit etwa 90 Bastionen versehen, der 35 Fu breite Graben kann unter Wasser gesetzt werden. Doch wrde diese innere Umwallung der heutigen Belagerungskunst gegenber nur wenig Schwierigkeiten geboten haben, wenn sich nicht ringsum ein Grtel von 15 detachirten Forts zge, die etwa 3500 Schritte von einander entfernt liegen und zum Theil durch Verschanzungen und Redouten mit einander verbunden sind. Telegraphenleitungen verbinden die einzelnen Forts sowohl unter sich als mit der Hauptstadt. Jedes dieser Forts ist fr eine grere Besatzung eingerichtet, mit Bastionen und theilweise auch mit Hornwerken versehen. Die strksten Forts liegen auf der Ostseite: Romanville, Noisy, Rosny, Nogent, hinter ihnen das als Hauptwaffenplatz dienende Schlo Bin-cennes. Im Nordosten und Norden liegen das Fort Aubervillers und St. Denis, welches selbst wieder aus drei selbststndigen, zu einer frmlichen Festung unter einander verbundenen Forts (de la Briche, Double Couronne und de l'est) besteht. Im Sdosten liegt das Fort Charenton, im Sden decken die fnf Forts Jvry, Bicetre, Montrouge, Vanvres und Jssy die Stadt; im Westen, wo die dreifache Wendung der Seine einen natrlichen Schutz bietet, beherrscht der gewaltige, 415
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175
Verstecke, wie Pausanias die Unterhandlungen mit dem König
und die Ermordung der früheren Boten, die ihm der Schutz-
flehende vorwarf, eingestand. Auch schwor Pausanias dem
Manne Sicherheit zu und forderte ihn aus, ihn nicht zu ver-
rathen, sondern bald abzureisen.
Die Obrigkeit veranstaltete nun seine Verhaftung in der
Stadt. Als er aber auf der Straße ergriffen txerden sollte,
merkte er aus der Miene eines Aufsehers, womit man umging,
und lies in einen Tempel der Athene. Hier wurde er einge-
sperrt und die Pforte vermauert; seine schon hoch bejahrte
Mutter soll den ersten Stein herbeigetragen haben. Die
Spartaner umlagerten ihn, um ihn auszuhungern. Als er
dem Verscheiden nahe war, ward er halbtodt herausgetragen,
und gab sogleich den Geist auf. Anfangs wollte man ihn
in die Schlucht werfen, worein man die Verbrecher stürzte;
der Gott zu Delphi aber gebot, ihn da zu begraben, wo er
gestorben war.
Xxi.
Fernere Geschichte des Themistokles.
Auch nach dem Perserkriege gab sich Themistokles nicht
der Ruhe hin, sondern war unablässig bemüht, seine Vater-
stadt Athen zum ersten Staate Griechenlands zu erheben.
Da er erkannt hatte, daß Athen durch seine Lage am Meere
auf die Herrschaft zur See hingewiesen sei, so wurde auf
einen Rath der geräumige Hasen Piräeus, der damals noch .
nicht gebraucht ward, erweitert und mit Mauern umgeben.
Auch sorgte er stets für die Vermehrung der Flotte. Noch
größer aber war sein Verdienst, daß er den Wiederaufbau
der Mauern Athens betrieb und ihn trotz der Hindernisse, die
ihm die Lacedämonier in den Weg legten, glücklich zu Stande
brachte. Denn diese suchten den Bau der Mauern, sobald
sie davon Kunde erhielten, aus allen Kräften zu hintertreiben,
unter dem Vorwände, daß außerhalb des Peloponnesos keine
Stadt Mauern haben dürfte, damit sie den Persern bei einem
erneuerten Einfall keinen festen Haltpunkt gewähre; in Wahr-
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126
der sie in zwei Theile theilte, welche durch eine steinerne
Brücke in Verbindung standen. Die Ufer des Stromes
waren mit einer Einfassung von Backsteinen versehen. In
der Mitte des westlichen Theiles der Stadt am Euphrat
stand der Königliche Palast, in dem anderen Theile der Stadt
erhob sich der Belustempel. Um die Stadt lief ein tiefer und
breiter Graben, mit Wasser angefüllt und mit einer Einfas-
sung von Backsteinen versehen, hinter demselben eine 200 Ellen
hohe Mauer, die aus Ziegeln erbaut war und hundert Thore
hatte. Eine zweite nicht viel schwächere Mauer lief inwendig
herum.
Auf dem Zuge nach Babvlon gelangte Kyros an den
Fluß Gyndes, und als er versuchte über den Fluß zu gehen,
wurde eines von den heiligen weißen Rossen ergriffen und
vom Strome fortgerissen. Kyros ergrimmte über des Flusses
Uebermuth und drohte ihm, er wolle ihn so klein machen,
daß fortan Weiber hindurchwaten könnten, ohne sich die Knie
zu benetzen. Und er ließ ab von dem Zuge nach Babylon
und ließ den Strom in dreihundert und sechszig Gräben
zertheilen. Einen ganzen Sommer brachte er mit dieser Arbeit
zu. Jetzt zog er gegen Babylon, die Babylonier machten
einen Ausfall, wurden aber überwunden und zogen sich in
ihre Stadt zurück, wo sie sich auf viele Jahre mit Lebens-
mitteln versehen hatten, so daß sie die Belagerung wenig
kümmerte und Kyros in große Verlegenheit gerieth. Endlich
theilte er sein Heer, den einen Theil stellte er an die Stelle,
wo der Fluß in die Stadt hinein läuft, den andern hinter
die Stadt an die Stelle, wo der Fluß wieder herausfließt,
und gebot dem Heere, durch das Flußbett in die Stadt zu
dringen, sobald man den Fluß durchwaten könne. Kyros
zog nun mit dem schlechtesten Theile des Heeres ab und
leitete den Fluß in einen nahe gelegenen See, und als sich
der Fluß verlief, konnte man das alte Bette durchwaten.
Nun drangen die Perser in die Stadt, und schon waren die
äußersten Theile derselben in Feindeshand, und die Baby-
lonier, die in der Mitte wohnten, wußten noch gar nichts
davon, sondern tanzten und feierten ein Fest, bis sie es denn
zu ihrem Schrecken inne wurden.
Nach der Eroberung von Babylon beschloß Kyros gegen
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36
auf der linken Seite des Tigris Ninive erbaut haben. Diese Hauptstadt bildete ein Viereck im Umfange von 12 deutschen Meilen. Die Mauer ringsum hatte 32 Meter Hhe und eine Breite, da darauf drei Wagen neben einander fahren konnten, und mar mit 1500 Trmen befestigt. Acker- und Gartentand innerhalb der Stadt schtzte während einer Belage-rung vor Hungersnot. Seine Gemahlin Semiramis soll die Tochter einer Gttin (Derketo) gewesen sein. Als Kind ausgesetzt und von Tauben ernhrt, nachher von Hirten auferzogen, wuchs sie zu einer Jungfrau von glnzender Schnheit heran und wurde die Gemahlin eines kniglichen Beamten, dem sie in den Krieg folgte. Durch ihre Klugheit half sie dem Ninus die Stadt B a k t r a erobern, indem sie einen von den Belagerten fr uneinnehmbar gehaltenen Felsen erstieg. Sie ward daraus des Ninus Gemahlin und Nachfolgerin. Ihr werden Erobcrungszgc gegen Afrika und gegen Indien zugeschrieben; im letzteren erlitt sie jedoch eine Niederlage. Endlich entschwand sie in der Gestalt einer Taube. Unter ihren Nachfolgern zerstrte Salmanaffar (722 v. Chr.) das Reich Israel, Snherib machte Juda zinspflichtig, ward aber von den gyptern ge-schlagen. Das Reich erlag dem gemeinsamen Angriff des Kyxares, des Knigs von Medien und Rabopolaffars, des Statthalters von Babylonicn. Der letzte König, der weibische Sardanapl, wurde in seiner Hauptstadt eingeschlossen. Der stark angeschwollene Tigris ri einst die Mauern von Ninive ein: da verlor der König alle Hoffnung und ver-brannte sich aus einem Scheiterhaufen mit seinen Weibern und Schtzen (606 v. Chr.).
Z>as neuabytonifchc Weich. Unter Rabopolaffars Sohn, Ncbu-kadnez ar (605561 v. Chr.) geno das Reich eine kurze Blte. Er schlug den gyptischen König Necho (bei Cireesi um am Euphrat, 605), unterwarf Syrien und Palstina, zerstrte Jerusalem, dessen Tempel er verbrannte, und belagerte spter 13 Jahre lang die Jnselstadt Tyrus. Darauf baute er groe Kanle, verschnerte Babylon durch prchtige Palste und legte die (flschlich der Semiramis zugeschriebenen) hngenden Grten" an.
Z>ie Stadt Izabykon, an beiden Seiten des Euphrat, hatte eine Mauer, auf der 16 Reiter neben einander herreiten konnten. Auf der Mauer erhoben sich 250 feste Trme, durch dieselben fhrten 100 eherne Thore. Das berhmteste Bauwerk war der Tempel des Gottes Bal (der babylonische Turm). Acht viereckige Trme, der folgende immer kleiner als der vorhergehend, erhoben sich der einanber bis zu einer Hhe von ungefhr 190 Metern.
Als Kyros mit seinem Heere vor der Stadt lag, vertraute diese auf ihre Mauern, aber Kyros lie den Euphrat in einen
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Extrahierte Personennamen: Necho
Extrahierte Ortsnamen: Ninive Afrika Indien Israel Juda Ninive Syrien Palstina Jerusalem Tyrus Gottes
66
Oberfeldherrn gewhlt (339). Er siegte, und nun stand fr das folgende Jahr den Athenern der Entscheidungskampf bevor. Auf Demosthenes Mahnung rsteten sich Athener und Thebaner, aber sie erlagen bei Chronea in Botien (338) der Feldherrnkunft Philipps und der Gebtheit seiner Scharen. Mit dieser Schlacht ging Griechenlands Freiheit zu Ende, und es geriet von jetzt an immer mehr in macedonische Abhngigkeit. Doch bewies Philipp gegen die Athener Gromut und gab ihnen den Frieden unter billigen Bedingungen. Im Jahre 337 v. Chr. ward er von den Griechen zum Oberfeldherm gegen Persien ernannt, aber ehe erden Krieg gegen das persische Reich erffnen konnte, ermordete ihn ein gewisser Pausanias aus Privatrache.
15. Alexander der Grohe.
Sein Sohn und Nachfolger war Alexander, der Groe genannt. Er wurde im Jahre 356 v. Chr. in derselben Nacht ge-boren, in welcher der berhmte Artemistempel*) zu Ephesus durch einen Frevler (Herstratus), der durch diese Schandthat seinen Namen auf die Nachwelt bringen wollte, verbrannt ward. Philipp Zeigte dem Aristoteles, dem grten Gelehrten seiner Zeit, die Geburt seines Sohnes in einem Briefe an und lie in der Folge die ausgezeichneten Anlagen seines Sohnes durch ihn ausbilden. Bon diesem in griechische Kunst und Wissenschaft eingeweiht, vereinigte Alexander in seiner Person griechische Bildung mit mace-donischer Kraft. Doch blieb ihm stets ein starker Hang zur Schwelgerei eigen, und seine grenzenlose Herrschsucht fhrte ihn zu
*) Der Tempel wurde mit solcher Pracht wieder aufgebaut, da man ihn unter die sieben Wunderwerke der alten Welt rechnete. Diese waren: 1. die Pyramiden in gypten; 2. die Mauern von Babylon; 3. die hngenden Grten; 4. der Tempel der Artemis zu Ephesos; 5. die Bildsule des Zeus zu Olympia; 6. das Mausoleum zu Halikarnasios, ein dem König M auslos von Karten von seiner Gemahlin Artemisia errichtetes prachtvolles Grabmal; 7. der Kolo zu Rhodos, eine eherne Statue des Sonnengottes.
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Extrahierte Personennamen: Chronea Philipps Philipps Philipp Philipp Alexander Alexander Alexander Philipp Philipp Alexander Alexander
13
iin Augenblick bei sich dächte. Als dieser darauf die Götter
befragt und es als möglich befunden hatte, befahl ihm der
König, einen Kieselstein mit einem Scheermesser zu zerschneiden.
Der Augur that es, und der König sah sich genöthigt, von
seinem Vorhaben abzustehen. Indessen verdoppelte er doch die
Anzahl der vorhandenen Reiter, obgleich er keine neuen Cen-
turien hinzusügte, sondern die alten Namen beibehielt. Dieser
Vorfall hob das Ansehn der Augurn außerordentlich, und
noch in spätem Zeiten sah man zu Rom die Bildsäule des
Attus, unter welcher der zerschnittene Stein vergraben lag.
Die reiche Beute aus seinen glücklichen Kriegen gegen die
Sabiner und Latiner, so wie die Einnahmen aus den ihnen
entrissenen Gebieten verwandte der König auf großartige Bau-
ten. Das ausgetrocknete Forum (den Marktplatz) richtete er
zu Volksversammlungen ein und ließ es mit Hallen umgeben.
Die Stadt schloß er mit einer Mauer von Backsteinen ein und
begann den Bau des Capitoliums. Sein größtes Werk sind
die Kloaken, unterirdische Canäle, welche den Abfluß aus der
Stadt in die Tiber führten.
Tarquinius, der die Söhne des Ancus vom Throne ver-
drängt hatte, starb eines gewaltsamen Todes. Die des Thro-
nes Beraubten konnten es nicht vergessen, daß sie durch den
Betrug des Tarquinius um ihr väterliches Reich gekommen
waren. Ja sie mußten sogar fürchten, daß Ser v ius T u l lius,
der als Schwiegersohn des Königs in dessen Palaste lebte,
nach ihm zur Regierung gelangen würde. Sie faßten deßhalb
den Anschlag, den König zu tobten und sich des Thrones zu
bemächtigen. Sie stifteten zwei Hirten zum Meuchelmord an.
Diese gingen mit Aexten, die sie zu tragen gewohnt waren,
in den königlichen Palast, fingen daselbst Streit an und ver-
langten, daß der König ihn schlichten sollte. Tarquinius ließ
sie vor sich kommen, um ihre Sache zu hören. Anfangs such-
ten beide durch ihr Geschrei den König zu betäuben, doch
^Tarquinius befahl, daß einer nach dem andern reden sollte.
Als sich nun 'der König, ohne etwas Arges zu ahnen, auf-
merksam zu dem Einen hinwandtc, versetzte ihm der Andere
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14
mit der Axt einen tödtlichen Schlag, daß er entseelt zu Boden
sank.
Allein die Söhne des Ancus erreichten ihre Absicht nur
halb. Sobald nämlich der König getödtct worden war, ließ
Tanaquil die königliche Burg verschließen und forderte den
Servius Tullius auf, sich des Thrones zu bemächtigen. Dar-
auf öffnete sie das Fenster und ries dem Volke, daß sich vor
dem Palast versammelt hatte, zu, Tarquinius lebe noch und
befehle dem Volke, inzwischen dem Servius Tullius zu gehor-
chen. Nun trat dieser öffentlich in königlicher Kleidung und von
Victoren umgeben auf, indem er vorgab, daß er die Stelle des
noch lebenden Königs vertrete. Als nach einigen Tagen der
Tod des Königs bekannt gemacht wurde, fiel es dem Servius
nicht schwer, den Thron zu behaupten, den er zwar mit Be-
willigung des Senates, aber nicht mit Beistimmung des Vol-
kes in Besitz nahm. — Die Söhne des Ancus aber hatten
Rom verlassen und waren nach Suessa Pometia gewandert.
Vi.
Servius Tullius.
(578—534 v. Chr.)
Unter der Regierung des Tarquinius Priscus eroberten
die Römer die Sabinische Stadt Corniculum. Hierbei ward
Tullus, einer der angesehensten Bürger der Stadt, getödtet,
und seine Gemahlin als Gefangene nach Rom abgeführt, wo sie
wegen ihres hohen Standes die Freundschaft der Königin Ta-
naquil gewann. Im Hause der Königin gebar sie einen Kna-
den, der wegen der Gefangenschaft seiner Mutter Servius,
von seinem Vater her Tullius genannt wurde. Als der
Knabe einst in seiner frühen Kindheit in dem königlichen Pa-
laste schlief, umgab plötzlich eine hcllleuchtende Flamme sein
Haupt. Tanaquil, die solche Dinge zu deuten verstand, ver-
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Extrahierte Personennamen: Servius_Tullius Servius_Tullius Servius Servius_Tullius Servius Tullius
97
Gnade. Noch wollte Hasdrubal, der Befehlshaber der Burg,
nichts von Uebergabe wissen. Mit Weib und Kind und mit
900 römischen Ueberläufern zog er sich zuletzt in das hohe
Tempelgebäude des Aesculapius (des Gottes der Heilkunde)
zurück. Als aber die Römer auch bis zu dieser äußersten Höhe
herangerückt waren, verließ ihn der Muth. Ohne Mitwissen
der Anderen kam er mit einem Oelzweige in der Hand und
bat zu Scipio's Füßen um Frieden. Seine Gattin und die
Uebrigen zündeten den Tempel an, und stürzten sich in dessen
Flammen. Die noch nicht zerstörten Theile der Stadt wurden
darauf der Plünderung der Soldaten preisgegeben; Scipio be-
hielt die Beute der Tempel an Gold, Silber und Kunstwerken
für den öffentlichen Schatz. Die meisten Einwohner verkaufte
er in die Gefangenschaft; viele, unter ihnen auch Hasdrubal,
wurden an einzelne Italienische Städte vertheilt und hier bis zu
ihrem Tode in Kerkern aufbewahrt. Der Senat beschloß, daß
Karthago dem Erdboden gleich gemacht, und d c r verflucht sein
sollte, der je die Stätte desselben wieder bebauen würde. Nach
diesem Beschluß wurden auch die noch stehenden Neste der Stadt
angezündet. Siebzehn Tage brannte die von 700,000 Men-
schen bevölkerte, über 700 Jahre blühende, gewaltige Stadt.
Einst blickte Scipio von einer Anhöhe aus in die rauchenden
Trümmer der unglücklichen Stadt, deren Flotten einst die
Meere beherrschten; eine Ahnung von dem dereinstigen Schick-
sal seiner eigenen Vaterstadt tauchte in seiner Seele auf, und
traurig sprach er an der Seite seines Freundes, des Geschichts-
schreibers' Polybius, die berühmten Homerischen Verse aus:
Einst wird kommen der Tag,, wo die heilige Jlios hinsinkt,
Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigcn Königs.
Scipio erhielt von der Zerstörung Karthago's den Ehren-
namen Africanus, und wird, um ihn von dem älteren Scipio,
dem Sieger bei Zama, zu unterscheiden, der jüngere Asricaner
(^krieanus minnr) genannt. — In demselben Jahre, wo Kar-
thago fiel (146 v. Ehr.), wurde auch Korinth durch den Con-
sul Mummius erobert und zerstört.
Stacke, röin. Erzählungen. 4. Aufl.
8
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143
ging Pompejus nach Kleinasien, wo er in Galatien mit dem
Lucullus eine Unterredung hatte. Anfangs machten sich beide
die größten Lobsprüche; endlich überhäuften sie sich gegenseitig
mit Vorwürfen, indem Lucullus dem Pompejus feinen uner-
sättlichen Ehrgeiz, dieser dem Lucullus seine unersättliche Hab-
sucht vorhielt.
Lucullus ging nach Rom, wo er nach langem Warten
einen Triumph erhielt, und dann sein Leben in der Beschäfti-
gung mit den Wissenschaften und im Genuß seiner Ungeheuern
Reichthümer hinbrachte. Seine reichen Sammlungen von Ge-
mälden, Bildsäulen, Büchern, seine prächtigen Paläste, Land-
häuser, Lustgärten, seine Fischteiche und künstlichen Seen, seine
Prachtgeräthe und Edelsteinpocale, seine kostbaren Mahlzeiten,
wozu er die seltensten Speisen und Weine aus allen Welt-
gegenden herbcischaffen ließ, machen Lucullischen Luxus zum
Sprüchwort. Kostete ihm doch eine einzige Mahlzeit im
Apollo (so hieß einer seiner Speisesäle), über 10,000 Thaler
nach unserem Gelde! Sein Luxus übte den schädlichsten Ein-
fluß aus die römischen Großen. Durch ihn wurden die Kirschen
und andere Obstarten in Europa einheimisch.
Pompejus, dem sein Vorgänger schon durch bedeutende
Erfolge vorgearbeitet hatte, setzte nun den Krieg gegen Mithri-
dates fort. Dieser hatte sich inzwischen wieder erholt und mit
rastloser Thätigkeit ein neues Heer von 33,000 Mann ausge-
stellt. Vor dem andringenden Pompejus zog er sich in das
Innere seines Landes zurück und suchte den Euphrat zu ge-
winnen. Hier holte ihn Pompejus ein. Mithridatcs zog sorg-
los und ohne Ordnung durch ein Thal; es war finstere Nacht.
Plötzlich schmetterten auf allen Seiten die römischen Trompe-
ten ; die römischen Soldaten erhoben das Schlachtgeschrci und
schlugen mit den Waffen an die Schilde, daß die Schluchten
wiederhallten. Hierauf ergoß sich ein Pfeil- und Speerregen
von den Anhöhen herab über die Dahinziehenden, die nun
betäubt und im wildesten Gedränge einen Ausweg im Dunkel
suchten. Dann verließen die Römer die Berge; der Feind sah
sie nicht, aber er fühlte ihr Schwert; Alles flüchtete aus der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Galatien Rom Europa